Deutsche Täter sind keine Opfer!

Mobilisierungsflyer gegen die Faschodemo

Vom 29. Januar bis zum 28. März 2004 wird in der Hamburger Kampnagelfabrik (Winterhude) die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1945“ zu sehen sein. Aus diesem Anlass wollen am 31.01.2004 NPD und „freie“ Kameradschaften unter dem Motto „Reemtsma lügt – Wahrheit siegt!“ gemeinsam gegen die Ausstellung aufmarschieren, da sie in ihr eine Verleumdung der deutschen Wehrmacht sehen.
Dieses gilt es selbstverständlich zu verhindern! hamburg-gegen-nazis.de.vu, no-wehrmacht.de.vu/
Aufruf von http://www.no-wehrmacht.de.vu:
Opa halts Maul! Deutsche Täter sind keine Opfer!
Kein Naziaufmarsch in Hamburg!

Vom 29. Januar bis zum 28. März 2004 wird in der Hamburger Kampnagelfabrik (Winterhude) die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1945“ zu sehen sein. Aus diesem Anlass wollen am 31.01.2004 NPD und „freie“ Kameradschaften unter dem Motto „Reemtsma lügt – Wahrheit siegt!“, gemeinsam gegen die Ausstellung aufmarschieren, da sie in ihr eine Verleumdung der deutschen Wehrmacht sehen.

Die Ausstellung in Hamburg und ihre Bedeutung
Die Wehrmachtsausstellung ist ein Projekt des Hamburger Instituts für Sozialforschung (kurz: HIS).
Sie dokumentiert anhand zahlreicher Akten und Fotos die Verbrechen der Wehrmacht im zweiten Weltkrieg und wurde seit 1995 in vielen österreichischen und deutschen Städten gezeigt. Einige falsch beschriftete Fotografien der Ausstellung waren Anlass für ihre Gegner, die gesamte Authenzität des Projektes in Frage zu stellen, was im November 1999 zur vorläufigen Schließung und Überarbeitung führte. Fotos und Texte wurden von HistorikerInen überprüft. Diese kamen zu dem Ergebnis, dass es sich bei der Ausstellung nicht um Manipulation und Fälschung handele.
Seit Dezember 2001 ist sie nun wieder in Deutschland zu sehen. Auch wenn die Neuauflage der Ausstellung weniger polarisiert als ihre Vorgängerin, so ist die widerliche Begleiterscheinung von oft bis zu 1000 (und mehr) Neonazis trotz Umgestaltung jedoch nicht verschwunden.

Die Wehrmachtsausstellung ist für die gesamte Rechte ein konstitutives Event, welches die verfeindeten Gruppierungen einigt und selbst Brückenschläge bis ins konservative Lager ermöglicht. Von dieser gemeinsamen Basis ausgehend, gelang es 1997 einem Bündnis aus CSU und Neofaschisten (mit 5000 TeilnehmerInen) in München die größte Nazi- Demonstration der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte auf die Beine zu stellen.
Da Hamburg der letzte Ausstellungsort ist, an dem die Wehrmachtsausstellung in Deutschland gezeigt wird, ist ebenfalls mit einer großen Anreise von Rechtsradikalen aus dem gesamten Bundesgebiet zu rechnen. Hamburgs territoriale Nähe zu Skandinavien und der Kontakt der dortigen Naziszene zum norddeutschen Neonazispektrum erhöht zudem die Teilnahmewahrscheinlichkeit dänischer und schwedischer Faschisten an der Demonstration.

Auch die Wahl des Demotermins ist kein Zufall! Der Aufmarsch am 31.01.04 ist eine direkte Bezugnahme auf die Machtergreifung der Nazis, welche sich einen Tag zuvor, am 30 Januar, zum 71. Mal jährt! Ein reibungsloser Aufmarsch wäre darum nicht nur für die Hamburger Nazi-Szene – welche 2002/ 2003 drei unglückliche Aufmärsche einstecken musste – ein enormer Sieg, sondern würde auch für die gesamte extreme Rechte ein großes Erfolgserlebnis darstellen.
Dies ist ein Erfolg, den wir ihnen nicht gönnen wollen und den es ihnen gehörig zu vermiesen gilt! Deshalb ist ein breit angelegter antifaschistischer Widerstand unabdingbar! Lasst uns den Nazis massiv entgegentreten und ihnen zeigen dass die Strasse nicht ihnen gehört!

„Opa halt’s Maul!…scheiß auf Hitlers Feldzug!“ [Terrorgruppe]
Verbindende Klammer zwischen Rechtskonservativen und Freizeit- Nazis, so wie nationalen GeschichtsfälscherInnen und militanten Faschisten, ist die fanatische Gewissheit, dass der Deutsche zwangsläufig gut ist. Das wahnhafte Morden im 2. Weltkrieg kann darum in keinster Weise zu den deutschen Primärtugenden gezählt werden. Wie auch? Der Deutschen ist schließlich das 100%tig gute Gegenstück zu allem „Schlechten“ auf dieser Welt! „Mit einer mordenden, sengenden und plündernden Soldateska wären die herausragenden Erfolge…der Wehrmacht…[schließlich] niemals zu erzielen gewesen.“ (Zit. des faschist. Aktionsbüro Norddeutschland – Nov. 2004).
Die Naziparole „Opa war in Ordnung!“ bringt jene Geisteshaltung dumpf und knapp auf den Punkt. Morden und Plündern gehört sich für Deutsche nun mal nicht und schon gar nicht für die „tapfer kämpfenden“ deutschen Landser! Vielmehr sind es „Werte“ wie Fleiß, Ordnung, Sauberkeit und Präzision, welche die Spezies der Deutschen auszuzeichnen haben.
Genau diese deutschen Tugenden waren mit Voraussetzungen für das systematische Morden an Kriegsgefangenen, Zivilisten so wie Millionen von Jüdinnen und Juden.
Die Leichenberge, Galgen und Massenerschießungen in der Ukraine, in Weißrussland, Serbien und in vielen anderen (Kriegs)Gebieten, das sind die wahren Erfolge der deutschen Wehrmacht! 22 Millionen Menschenleben hatte die Wehrmacht allein in der Sowjetunion zu verantworten.

Der vielerorts gezogene Unterschied zwischen den Nazis, die wie eine unerwartete Naturkatastrophe über die armen Deutschen einherfielen und der Wehrmacht, welche lediglich ihre soldatische Pflicht tat, ist schlichtweg falsch! Die Gräueltaten der Wehrmacht sind weder das Hirngespinst des unter Nazis als „notorischer Kommunist“ bezeichneten Philipp Reemtsma (Chef des HIS), noch sind sie Zufall der Geschichte.
Sie sind direktes Produkt der faschistischen Maschinerie, welche die Mehrheit der Deutschen selbst gewählt hatte. Wer 1939 in den Krieg zog, war an dieser Maschinerie beteiligt und durch sie geprägt. Schule, Betrieb, Hitlerjugend… und privates Umfeld waren Garanten für die ideologische Formung der Menschen zu hirntoten Zombies, die bereitwillig genug waren für Deutschland ins Gras zu beißen! Das Gro der deutschen Landser sabberte bei Kriegsbeginn vor Freude! Ging es doch um eine „gerechte Sache“, die Eroberung neuen Raumes für einen Haufen durchgeknallter, germanischer Herrenmenschen! Die Wehrmacht war ist und bleibt eine Mordorganisation, die genau wusste was sie tat. Sie war weder sauber noch anständig, genau so wenig wie dieser Krieg!

Die Wehrmacht war nicht bloßer Befehlempfänger, sondern Teil des nationalsozialistischen Mordapparates und kann von diesem nicht losgelöst gesehen werden. Ein Geschichtsbild, welches diesen Versuch wagt, kann keine Fehler machen. Nein, es ist der Fehler! Es bleibt dabei: Nicht „Opa war nicht in Ordnung!“ sondern „Opa halts Maul!“.

„Keine Airbags für die CSU!“ [Terrorgruppe]
Die „Schandausstellung“ ist nationalen Gemütern ein fetter Dorn im rechten Auge! Denn wenn es um Großvaters Ehre geht, brodeln im rechts/ konservativen Lager nun mal die Emotionen. Wer also die Dreistigkeit besitzt, den netten Opi und seine Wehrmachts- Kameraden zu verarschen, dem muss auf die Finger geklopft werden!
Die CDU Saarbrücken leistete dazu ihren Beitrag mit der Veröffentlichung einer Anzeige in der Saarbrücker Zeitung. „Wir lassen unsere Väter von diesen Ausstellungsmachern und ihren Hilfstruppen nicht unwidersprochen als Verbrecher und Mörder diffamieren.“
So der O- Ton der Anzeige. Vier Tage später, am 10. März 1999 detonierte ein Sprengsatz an der Außenmauer der Saarbrücker Volkshochschule, in der die Ausstellung untergebracht war. Der rechtsradikale Anschlag auf die „unglaublich einseitige Ausstellung“, welche deutsches „Nationalgefühl und Vaterlandsliebe systematisch zerstört“ (aus d. Anzeige), verurteilte die Saarbrücker CDU auf einmal als die „kriminelle Tat eines Wahnsinnigen“.

Dass die CDU/ CSU aber nicht weniger wahnsinnig ist als die militante Neonazi- Szene, bewies Martin Hohmann (CDU), der uns in letzter Zeit mit ähnlich exquisitem Gehirnschiss beglückte. Ein „Tätervolk“ hatte der gute (mit)entdeckt! Nicht etwa in Gestalt der nationalsozialistischen Schlächter, sondern in Gestalt der Juden. Hatten diese doch während der russischen Revolution auch gemordet!
Dass bei den Aufständen Millionenweise Menschen vergast und verbrannt oder ihre Knochen zu Kernseife weiterverarbeitet wurden, wäre uns neu.

Martin Hohmanns Versuch, das Täter/ Opfer- Verhältnisses zu verschieben fand an der CDU/ CSU- Basis so wie auch auf Parlamentsebene breite Zustimmung. Erst nach dem Einlenken einzelner Mitglieder, wie z.B. der Quoten- Ossis- Frau Angela Merkel, folgte sein Rausschmiss, um einen größeren Schaden des parteipolitischen Ansehens zu vermeiden.

Diese Entscheidung kam jedoch recht spät. Hohmann ist nämlich nicht erst seit seiner vielbeachteten Rede ein revisionistisches und rassistisches Arschloch! Schon lange kokettiert er mit weiten Kreisen der neuen Rechten. So ist er z.B. gern gesehener Interviewpartner der Jungen Freiheit sowie Autor im Ostpreußenblatt, in dem auch er stark gegen die Wehrmachtsausstellung polemisierte. Des weiteren stimmte er gegen das Holocaustmahnmal sowie gegen die Stiftungsinitiative für ZwangsarbeiterInnen und forderte vehement die Wiedereinführung des Eisernen Kreuzes für deutsche Soldaten als Tapferkeitsauszeichnung.

Jene geistigen Ergüsse sind jedoch keine Einzelaktionen, sondern bittere Normalität in diesen Kreisen. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der CDU/ CSU. Die „National befreite Zone“ im Hirn scheint mittlerweile anscheinend Standart für eine Parteimitgliedschaft zu sein! Fehler sind hier keineswegs die verbalen Ausfälle an sich, sondern die nicht vorhandene Absprache mit der Partei, demnach bleibt nur auf den nächsten christdemokratischer Querschläger zu warten!

„Grün- Großdeutschland!“ [anarchist academy]
Wenn CSU-Bundestagsabgeordnete wie Peter Ramsauer die Wehrmachtsausstellung als unfair gegenüber dem Selbstbewusstsein einer „gereiften, demokratischen Nation“ bezeichnen, so liegt er damit von rot- grünen Positionen nicht so weit entfernt, wie er selbst vielleicht vermuten mag.
Auch die von ihm (in)direkt als „..rot- grüne Geschichtskitter“ bezeichneten Köpfe der Bundesregierung haben schon seit langem die „erwachsene Nation“ Deutschland (Zit.: Schröder) für sich entdeckt. Gerhardt Schröder und seinem grünen Pendant Joschka Fischer gelingt es, deutsche Politik der Weltöffentlichkeit als jung, modern und geläutert zu präsentieren.
Bilder von kosovarischen „Konzentrationslagern“ (Scharping), was sich nach dem Krieg bei ortsbezogenen Recherchen übrigens als Kriegspropaganda herausstellte, legitimierten 1999 den Angriffskrieg gegen den Balkan. Schließlich ging es darum „einen weiteren Holocaust zu verhindern“ (Fischer)! Das, vom 2. Weltkrieg belastete, Gewissen wurde im Kosovo mit tonnenweise Munition plattgebombt. Ein wirklich „humanitärer Einsatz“, der sich von einem joggenden Ex- Linken mit Außenministerposten wesentlich besser als Akt der Menschlichkeit verkaufen lässt, als von einem altmodisch- konservativen Kanzler, dessen Gestalt eher an die Form einer Birne erinnert! Es ist einfach mal Fakt: Einstige Bundeswehr- Interventions- Vorschläge seitens der ehem. CDU Regierung stießen früher stets auf strikte Ablehnung!
Streetfight Joschka und die gesamte ehemalige APO- Clique (APO= außerparlamentarische Opposition) ist mittlerweile erwachsen geworden und hat endlich den Weg in den Kapitalismus gefunden. Die einen verbringen den Lebensabend in Hippie- Kommunen im Wendland, stricken Wollsocken und mampfen Müsli oder arbeiten als BetreuerInnen in Kreuzberger Kinderläden, andere hingegen sind endlich bei den Faschos angekommen (z.B. Horst Mahler) oder in der Realpolitik gelandet.
Die vielen kleinen Schillis, Trittins, Angelika Beers sind der beste Beweis dafür, dass die letztere Variante das geignetteste Karrieresprungbrett von allen ist. Dem linksradikalen Buddelkasten entwachsen, muss sich nicht mehr in völliger Emanzipation mit den Genossen um den Bagger und die Buddelformen gestritten werden. Nein! Die ehemaligen Mitglieder der Jungen Union (CDU- Jugend), mit denen sie sich früher auf dem Uni- Campus noch so richtig nach Herzenslust die Fresse einschlugen, sind nun die besseren Gesprächspartner.
Diese beiden parlamentarischen Lager mögen zwar unterschiedliche Einstellungen bezüglich des Irak- Krieges etc. haben, eines eint sie aber beide: Der Wirtschaftsstandort Deutschland!

Was die neofaschistische Parole „Alles für Deutschland!“ lediglich einfordert, setzt die Bundesregierung wirtschaftspolitisch schon seit langem um und fordert von uns Enthaltsamkeit für die Befindlichkeiten der deutschen Wirtschaft. Die meisten Menschen in der BRD interessierte der Einsatz deutscher Truppen in Afghanistan und im Kosovo so viel wie eine Wasserstandsmeldung. Doch spätestens ab Januar 2004 wird auch der Letzte merken müssen, dass die Sozialkürzungen mit der deutschen (Kriegs) Außenpolitik in einer engen Verbindung stehen.
(…)
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