Ich liebe die ARGE Hamburg

Habe ich eigentlich schon gesagt, dass ich die ARGE Hamburg, die Arbeitslosenhilfeempfänger betreut (oder betreuen soll) geradezu liebe? Ich bin denen unendlich dankbar dafür, dass ich am Monatsvierten noch immer kein Geld habe, also deutlich einen Monat nach Antragsabgabe… (Achtung, Kiezblo(g/ck)untypisch dieses Mal recht lang…)

Angefangen hat die ganze Geschichte schon eigentlich über einen Monat vorher, nämlich genau am Donnerstag, den 1. September.
Das war der Tag, an dem ich den Antrag auf Fortzahlung der Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhals nach dem SGB II (oder einfacher ausgedrückt: Arbeitslosenhilfefortzahlungsantrag) an die im Briefkopf angegebene Anschrift abgeschickt hatte:

Hamburger Arbeitsgemeinschaft SGB II, Postfach, 20089 Hamburg

Das Ganze erledigte ich treudoof natürlich per Post, weil ich mir das Fahrgeld (Hin- und zurück kosten insgesamt 3 EUR) sparen wollte, weil 55 Cent Briefporto einfach bezahlbarer sind. Ich gab natürlich auch ganz brav meine Bedarfsgemeinschaftsnummer auf dem Brief und den Antrag an, und schickte den ausgefüllten und unterschriebenen Antrag – der ansonsten lediglich noch aus fünf oder sechs angekreuzten, mit „Keine Änderungen“ beschrifteten Feldern bestand, an die genannte ARGE – Addresse.

Rund zwei Wochen später, am Dienstag, 19.09., also rund zwei Wochen vor Ablauf des bisherigen Bewilligungsabschnitts (30.09.) erkundigte ich mich telefonisch bei der ARGE, wie weit die denn mit meinem Antrag seien, und ob ich alle zur Bearbeitung benötigten Unterlagen mitgeschickt hätte. Nun, was sollte ich sagen, das konnte man mir am Telefon natürlich nicht mitteilen.
Man konnte mir auch nicht mitteilen, ob mein Antrag angekommen sei, und ob er sich bereits in Bearbeitung befände, das würde man bei sich am Computer nicht sehen, aber man konnte wenigstens sehen, dass der Bewilligungszeitraum nachwievor am 30.09.2005 ablaufen würde – eine Weiterbewilligung also entweder noch in Arbeit sei, oder aber der Antrag noch im „Zu erledigen“ Fach bei einem netten ARGE – Menschen liegen würde.
Man riet mir, noch eine Woche (also bis Dienstag, 26.09.) abzuwarten, noch sei ja ein wenig Zeit, und wenn bis Dienstag der neue Bewilligungsbescheid noch nicht im Briefkasten läge, solle ich doch nochmal persönlich vorstellig werden…

Nunja, das wurde ich dann auch, denn bis zum 26.09. hatte sich in meinem Briefkasten ausser viel Werbung nichts finden lassen. Ich investierte also dann doch die 3 EUR, um zu dem Arbeitsamt zu fahren, wo ich die letzten fünf Jahre mehr oder weniger regelmäßig hinfuhr, also ab zur Norderstrasse. Pünktlich um 9 Uhr stand ich dann bei denen auf der Mate, wartete auch nur zweieinhalb Stunden, bis man mir dann mitteilte, dass von mir bisher noch kein Weiterbewilligungsantrag eingegangen sei. Ich solle doch einfach nochmal einen neuen einreichen.

Aber nicht hier! war dann aber direkt das nächste, was ich auf mein leises aufstöhnen zu hören bekam. Verbunden mit der schnippisch vorgetragenen Bemerkung, was ich denn überhaupt hier wolle, sie seien doch für mich gar nicht zuständig, zuständig seien die Mitarbeiter der ARGE in St. Pauli, schließlich sei ich doch schon über 25 Jahre alt, und Norderstrasse ist nur bis 25 Jahre für die Leute zuständig, die auf St. Pauli wohnen.
Ja, bin ich denn blöd, bin ich das denn? Ich gehe nun seit fünf Jahren in die Norderstrasse, im Verlaufe dieser fünf Jahre war ich durchgängig (man wird ja nicht jünger, leider) älter wie 25 Jahre, und immer waren die für mich zuständig, nur jetzt, auf einmal nicht mehr?! Nunja, wie dem auch sei, ist ja auch kein Thema, ich fand es ja immer so klasse in den letzten Jahren quer durch Hamburg zu fahren und immer schön Fahrgeld zu bezahlen, obwohl die Ortsdienststelle St. Pauli fünf Gehminuten von mir entfernt ist…. Als ich einmal früher dort auftauchte, um meine Antragsunterlagen abzugeben, sagte man mir noch, man sei für mich nicht zuständig und müsse sie in die Norderstrasse schicken, da ginge es doch schneller, wenn ich die dort persönlich abgäbe…

Nunja, ich sagte oben ja bereits, dass ich um 9 Uhr in der Norderstrasse war, und dass ich zweieinhalb Stunden warten musste, nech? Als ich drankam, war es also 11:30 Uhr. Als ich mit dem ntten Pläuschchen mit dem ARGE – Mitarbeiter fertig war, war es dann 11:50 Uhr. Blöderweise schafft man es nicht in 10 Minuten, einen Fortzahlungsantrag auszufüllen und den von der Norderstrasse in die Simon von Utrecht-Straße zu kommen – schon gar nicht per Bahn. Dienstag macht die ARGE um 12 Uhr die Schotten in St. Pauli noch dichter als sie in dem Amt ohnehin schon sind, und macht sie nicht vor Donnerstag wieder auf…

Überhaupt, die Türen in diesem Amt – sie sind ein Phänomän. Normalerweise gehen die Ämter ja erfreulicherweise dazu über, alles ein wenig offener und freundlicher zu gestalten – das scheint sich hier auf St. Pauli bisher noch nicht herumgesprochen zu haben… Hier muss man zwingend beim Pförtner vorsprechen, dem sein Problem genau schildern, damit der einem dann nicht nur sagt, an welche geschlossene Tür man im ersten Stockwerk anzuklopfen hat, sondern damit man überhaupt erstmal ins erste Stockwerk gelangt – denn sämtliche Türen hinter der Empfangshalle sind verschlossen – bis sie einem der entsprechende Pförtner aufmacht. Oben angelangt steht man dann erneut vor einer verschlossenen Tür. Klopft an, versucht daraufhin einzutreten, und stellt fest, dass die Tür zu ist. Man hört drinne aber ein Radio laufen und eine Stimme sprechen – offenkundig telefonisch – und wartet. Und wartet. Nach 15 Minuten, zwischenzeitlich ist es seit 10 Minuten drinne still geworden, klopft man erneut an, horcht, hört aber immernoch kein „Herein!“ oder änliches, sondern stattdessen, wie das laufende Radio ausgeschaltet wird. Man beschließt, sich auf einen kalten Metallstuhl zu setzen, und wartet weiter. Man überlegt, ob man wieder nach unten zum Pförtner gehen soll, verwirft diesen Gedanken aber wieder, weil man dem nicht erneut seine Lebensgeschichte ausbreiten möchte…
Man wartet weitere 10 Minuten – irgendwann muss derjenige, der da drinne das Radio ausgeschaltet hat, ja mal rauskommen – links von mir befindet sich immerhin die Teeküche, in der laufend Leute in aller Seelenruhe hineinschlendern – vielleicht hat die nette Dame, zu der ich seit einer knappen halben Stunde Einlass begehre, ja auch mal Durst – aber nichts…
Nach einer weiteren Viertelstunde, man will sich gerade doch nochmal in Richtung Pförtner aufmachen, um mal vorsichtig nachzufragen, ob das Radio möglicherweise zum Zwecke eines Mittagsschlächens ausgeschaltet wurde – aber plötzlich geht dann doch die Türe auf, so ganz, ohne das ich mich in den letzten 15 Minuten irgendwie bemerkbar gemacht hätte, und man bittet mich tatsächlich herein…

Ich schildere der Person am Schreibtisch also erneut mein Problem (das hätte der Pförtner doch ruhig längst per Diensttelefon tun können, in der vergangenen Stunde…), ich hätte am ersten meinen Antrag abgeschickt, dann letzte Woche mal nachgefragt, sei dann letzten Dienstag in der Norderstrasse gewesen („Nein, ich bin nicht unter 25, immernoch nicht“