kiezkicker.de
„Zugehört auf ner Auswärtsfahrt: „Zieh den Rock hoch,
Schlampe!“, „Ey, ihr Drogendealer“ (zu zwei Schwarzen), Fußball,
Saufen, Ficken“, „Wir fahren drei mal täglich in den Puff…“
„Schwuler“ „Schwuchtel“, „Votze“…u.s.w….u.s.f.
Das letzte mal bin ich vor 5 Jahren mit dem Zug mitgefahren, davor
regelmäßig fast 6 Jahre, sowas hab ich noch nie so massiv erlebt… Ja,
ja, St. Pauli ist ja so anders…
MACHT ENDLICH DAS MAUL AUF; ODER STÖRTS EUCH NICHT!?“
Mit Verlaub: Ja, so etwas habe ich auch mittlerweile häufiger vernommen.
Und das ganze wird nicht nur auf Auswärtsfahrten „gesungen“
(bzw. gekotzt), sondern auch am Millerntor, und zwar nicht irgendwie
vereinzelt, sondern mittlerweile in schöner Regelmäßigkeit. Und das
ganze findet auch nicht erst seit ein paar Spielen statt, sondern ist
bereits seit einigen Jahren aktuell und wurde dementsprechend auch schon
auf diversen Fanversammlungen angesprochen- bisher ohne Erfolg, vermutlich
weil auf diesen Versammlungen immer nur der „inner circle“ von
St.Pauli anwesend war. Deswegen mein Versuch, das ganze nun ein wenig
stärker publik zu machen- war schon länger geplant, aber der
Gästebucheintrag bot nun das geeignete Startsignal.
Früher
gab es einen Konsens unter den Fans, der dafür sorgte, dass Leute, die
etwas derartiges krakeelten, entweder gleich hochkant aus dem Stadion
flogen, oder aber wenigstens anschließend ihre Fresse nicht mehr
aufmachten (jedenfalls nicht mehr in dieser Form).
Diesen Konsens scheint es heute nicht mehr zu geben. Heute müssen sich
die Leute, die gegen derartige Subjekte aktiv vorgehen und nicht einfach
schweigen mögen, damit leben, von den Umstehenden etwas wie
„Wir sind hier beim Fußball und nicht auf einen
Kindergeburtstag“ oder dergleichen an den Kopf geschmissen zu
bekommen. Es ist also nicht mehr so, dass die Leute, die so eine Scheiße
von sich geben, von Umstehenden zurechtgewiesen werden, sondern
mittlerweile werden die Leute zurechtgewiesen, die derartige Sprüche
nicht unkommentiert im Raum stehen lassen wollen. Und das kann es nicht
sein- nicht am Millerntor, nicht außerhalb des Stadions- nirgends.
Hier gilt es, den vielbeschworenen Selbstreinigungstrieb neu zu
aktivieren. Es kann sein, dass einem dann damit gedroht wird, man würde eins
auf die Fresse kriegen- gut, dann sollen diese Leute drohen. Hier vertraue
ich darauf, dass es leere Sprüche sind, und es bei den Drohungen bleibt.
Sicher- man erreicht nicht bei allen, dass sie derartige Sprüche nicht
mehr bringen- aber ich bin sicher, man erreicht mit dem eigenen
einschreiten in jedem Falle die Leute, die nur deswegen nicht
eingeschritten sind, weil sie es sich nicht selbst getraut haben. Und ich
vertraue darauf (oder ich will- sturkopfmäßig- wenigstens darauf
vertrauen- es ist auch mein St.Pauli!), dass diese bisher schweigenden Leute noch immer
in der Mehrheit sind. Und deswegen werde ich auch weiterhin meine „dicke
Lippe riskieren“- und ich hoffe, dass zukünftig noch weit mehr Leute dazu
bereit sind.
Und zwar so lange, bis sich diese Subjekte wieder verpissen oder zumindest ihre
Sprüche nicht mehr bringen mögen- weil sie es sind, die entsprechende
Gegenstimmen hören müssen.
Was ich mir direkt durch diesen Artikel erhoffe, sind Ideen, wie man
konkret (und massiv) gegen derartige Leute vorgehen kann. Es nützt
nichts, wenn man sich immer hinter seinen „gegen Rechts“-
Aufnäher versteckt, oder sagt, man sei ja St.Paulifan, und daher von Haus
aus nicht Rechts, nicht sexistisch- es stimmt einfach nicht, man muss ja
bloß seine Ohren aufmachen. Diese Sprüche gibt es (in der letzten Zeit
stark zunehmend und weitaus offener als in der letzten Saison)- und das
Thema muss jetzt endlich mal breit diskutiert werden- im Forum–
damit anschließend gemeinsam gehandelt werden kann. Und zwar unabhängig
davon, wie lange diese Leute bereits zum FC St.Pauli gehen, ob es die
eigenen Kumpels sind, oder ob diese Leute einen Kopf größer als man
selbst ist. Wenn niemand den Anfang macht, werden auch weiterhin alle
schweigen- und den Anfang machen wir!
Das letzte Mal, als der Selbstreinigungseffekt geklappt hat, war
damals, als die gegnerischen Spieler vor Spielbeginn alle den Nachnamen
„Arschloch“ zu besitzen schienen (was beim Osnabrück-
Auswärtsspiel wieder mal der Fall war).
Das nächste Mal, wo diese
Selbstreinigung klappt, muss dieser Fall sein- ansonsten kannste den
Verein inne Tonne treten- denn dann unterscheidet ihn nichts mehr von
vielen anderen Vereinen. Und ich will- ganz egoistisch- auch weiterhin in
einem besonderen Verein Mitglied und Fan sein. Helft mir dabei!
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