Zu Beginn der Planung für die Rekonstruktion unseres Millerntor Stadions im August 2006 hieß es in einem Vorschlag vom Präsidium und Aufsichtsrat des FC St. Pauli:
„Die operativen Maßnahmen im Gesamtprozess werden von der sog. Projektgruppe umgesetzt, die sich aus dem Geschäftsführer und dem Präsidenten des FC St. Pauli, sowie einem Planer und einem Berater zusammensetzt. Diese Projektgruppe berichtet an die „Lenkungsgruppe“, die als Beirat der Projektgesellschaft fungiert. Die Lenkungsgruppe trifft die Grundsatzentscheidungen und überwacht die Arbeit der Projektgruppe. Sie trifft die Entscheidungen mit einfacher Mehrheit.“
Dieses wurde vom Präsidium, von Corny Littmann auf der Mitgliederversammlung im CCH am 20. November 2006, noch einmal bekräftigt und damit die Einbindung von FanvertreterInnen in die Rekonstruktion des Stadions beschlossen.
Nach nun genau einem Jahr und zehn Treffen dieser Lenkungsgruppe ist die Einbindung von FanvetreterInnen gescheitert und die beteiligten Fan-Gremien werden sich mit sofortiger Wirkung aus der „Lenkungsgruppe“ zurückziehen.
Die FanvertreterInnen bzw. die gesamte Lenkungsgruppe, zu der auch noch VertreterInnen der AFM und vom Amateurvorstand gehören, wurde in diesem Jahr in nahezu keine der anfallenden Grundsatzentscheidungen eingebunden, eine Überwachung der Arbeit der Projektgruppe konnte nicht stattfinden.
Informationen aus der Arbeit der Projektgruppe gab es nur auf Nachfrage oder durch Zufall, es fand nur eine unzureichende Berichterstattung zur laufenden Planung und Arbeit seitens der Projektgruppe gegenüber der Lenkungsgruppe statt. Selbst kleinere und eher unwichtige Grundsatzentscheidungen (z.B. die Farbe und Anordnung der Sitze auf der neuen Südtribüne) wurden letztlich nicht von der Lenkungsgruppe gefällt bzw. Entscheidungen der Lenkungsgruppe zu der Thematik wurden später „aus Kostengründen“ wieder von der Projektgruppe gekippt.
Dies lässt uns zu dem Schluss kommen, dass die Lenkungsgruppe als Gremium von den Verantwortlichen nicht ernst genommen wird. Das Präsidium nahm nur an einem Bruchteil der Sitzungen teil, ebenso der bezahlte Projektleiter Dr. Binz.
Wünsche der Lenkungsgruppe, Nachfragen der FanvertreterInnen wurden nur teilweise, verspätet oder auch gar nicht beantwortet.
Ein Jahr lang haben wir dieses Verhalten gegenüber dem Gremium angemahnt, Fristen gesetzt, die Tagesordnungen mit fanrelevanten Themen gefüllt und unser Unverständnis und Unwillen gegenüber der Situation geäußert. Wir waren zu einer konstruktiven Mitarbeit gewillt und haben teilweise Kompromisse im Sinne des Vereins mitgetragen, die unseren Wünschen als Fans für ein neues Stadion nicht entsprachen. Wir haben monatlich versucht, die Entscheidungsträger zu einem Umdenken zu bewegen und uns das versprochene Mitsprache- und Entscheidungsrecht einzuräumen.
Das ist wiederholt nicht geschehen, weshalb wir nicht länger bereit sind durch unsere Teilnahme die Lenkungsgruppe künstlich am Leben zu erhalten, da sie unter diesen Umständen vielmehr den Anschein erweckt, ein Feigenblatt zu sein.
Wir sehen uns gezwungen, diese Situation jetzt öffentlich zu machen, um den Rest der Fanszene zu informieren. Wir wollen nicht am Ende für (teilweise fanfeindliche oder der Fanszene nicht entsprechende) Entscheidungen mitverantwortlich gemacht werden, die wir nicht mitgestalten oder abstimmen konnten.
Wir wollen nicht Teil eines elitären Kreises sein, dem Entscheidungen seitens der Projektgruppe vorgestellt werden, ohne diese ändern oder stoppen zu können.
Aus diesem Grunde verlassen wir die Lenkungsgruppe. Wir bedauern sehr, dass der Verein eine große Chance zur Einbindung von Fan-Interessen in die Rekonstruktion des Millerntors vergeben hat. Wir waren zu einer konstruktiven Mitarbeit bereit, die Projekt- Verantwortlichen leider nicht.
Wir erwarten von der Vereinsführung und der Projektgruppe, dass in Zukunft regelmäßig Informationsabende über die Fortschritte und Pläne der Rekonstruktion stattfinden. Diese Informationsabende dürfen nicht einem kleinen Kreis vorbehalten, sondern sollten offen für alle interessierten Mitglieder und Fans sein.
Hierzu laden wir gern in regelmäßigen Abständen sein.
Diese Erklärung sollte gestern, am Donnerstag, 30. August 2007, den Verantwortlichen vorgestellt werden mit der Möglichkeit, dazu Stellung zu beziehen und eine Umkehr unseres Entschlusses zu erreichen. Doch wieder einmal war niemand vom Präsidium oder der Geschäftsführung anwesend. Dadurch haben sich die Gründe für unseren Entschluss leider bestätigt.
Sankt Pauli, 31. August 2007
- Fanladen St. Pauli
- Sprecherrat der offiziell eingetragenen Fanclubs des FC St. Pauli
- Ultrà Sankt Pauli
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